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Digital gelaufen: Erster Klimagipfel der Wohnungswirtschaft

Der fortschreitende Klimawandel ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Bei der Einsparung von CO2 und dem sparsamen Verbrauch von Ressourcen kommt der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft eine wichtige Aufgabe zu. vbw und VdW Bayern veranstalteten zu den Herausforderungen der Wohnungswirtschaft und innovativen Lösungsansätzen, um die Herausforderungen zu meistern, erstmals den Klimagipfel der Wohnungswirtschaft am 25. Februar 2021 in digitaler Form.

Mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten den Digitalen Klimagipfel der Wohnungswirtschaft, der – entgegen der ursprünglichen Planung – nicht in Konstanz stattfinden konnte, sondern live aus dem Verbandsgebäude des vbw in Stuttgart gestreamt wurde. Der Verbandsvorsitzende des vbw, Peter Bresinski, unterstrich in seiner Einführung die großen Herausforderungen, vor denen die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft mit Blick auf die nötigen Energieeinsparungen steht. So investierten die Mitgliedsunternehmen des GdW in den letzten Jahren zwar über 100 Milliarden Euro in die Modernisierung der Bestände. Eine maßgebliche, weitere Senkung des Energieverbrauchs sei aber trotz dieser hohen Investitionen nicht mehr zu verzeichnen. Angesichts dieser Entwicklungen müsse der bisherige Weg aus starren, regulatorischen Vorgaben zur Energieeinsparung hinterfragt werden. Innovative Ansätze, wie sie das neue Gebäudeenergiegesetz ermögliche, seien hier der richtige Weg.  Bresinski unterstrich in seinem Vortrag, dass Mieter und Wohnungswirtschaft beim Klimaschutz finanziell nicht überfordert werden dürfen. „Das Ziel der Klimaneutralität muss gesamtgesellschaftlich von allen getragen, es kann nur sozialverträglich erreicht werden“, so der Verbandsvorsitzende des vbw, der ebenfalls die Initiative Wohnen 2050 vorstellte. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss aus Wohnungsunternehmen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, als  Kommunikations- und Umsetzungsnetzwerk zum Thema Klimaschutz zu fungieren und innovative Werkzeuge für Klima- und Finanzierungsstrategien zu entwerfen, die auch kleineren Unternehmen zugänglich sein sollen.

Dr. Ingrid Vogler vom GdW betonte in ihren Ausführungen die konkreten Auswirkungen der aktuellen Gesetzgebung im Bereich des Klimaschutzes auf die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Neben den Herausforderungen der Elektromobilität hob Vogler insbesondere die Bedeutung der Umlagefähigkeit der CO2-Steuer für die Wohnungswirtschaft hervor. Mit Blick auf die Thematik des Mieterstroms, der die Wohnungswirtschaft aufgrund der sog. „erweiterten Kürzung“ bei der Gewerbesteuer schon lange beschäftigt, machte Vogler Hoffnung auf eine mögliche Lösung durch den Gesetzgeber. Abschließend unterstrich die Expertin des GdW die stetig wachsenden Anforderungen, die die Wohnungswirtschaft beim Klimaschutz Ergebnisse vorweisen müsse.

Auf die Notwendigkeit zu handeln, wies ebenfalls Dr. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der Klima- und Energieagentur (KEA) des Landes Baden-Württemberg in seinem Beitrag hin. Durch entsprechende Förderprogramme unter anderem zum Heizungsaustausch sowie die neuen Förderinstrumente des BEG sei es nach seiner Auffassung aber bereits heute möglich, Wohngebäude energetisch hocheffizient zu gestalten und dabei die Kosten im Griff zu behalten. Der stets virulente Zielkonflikt zwischen einer hochwertigen Energieversorgung und dem bezahlbaren Wohnen wurde ebenfalls im Rahmen einer Podiumsdiskussion vertieft, an der neben Vogler und Kienzlen, ebenfalls Jens-Uwe Götsch, Geschäftsführer der WOBAK Konstanz, sowie Andreas F. Heipp, Vorstand der Joseph-Stiftung Bamberg, teilnahmen. Unter anderem wurde dabei kontrovers diskutiert, inwieweit auch individuelle Bestandsgebäude beispielsweise durch das EWärmeG BW, einer Pflicht zum Einsatz erneuerbarer Energien unterworfen werden sollten und ob die derzeitigen Regelungen dahingehend sinnvoll sind. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass 50% der Gebäude in der Wohnungswirtschaft an Netze angeschlossen sind, bestritt dies Vogler. Anstatt bei Bestandsgebäuden einen 15%-igen Anteil an erneuerbaren Energien zu erreichen, müsse viel eher geprüft werden, wie gesamte Gebäude in eine erneuerbare Versorgung integriert werden könnten. Eine generelle Pflicht für den Einsatz erneuerbarer Energien, sei dahin gehend eine Fehlallokation von Ressourcen. Götsch unterstrich mit Blick auf sein Unternehmen, dass die WOBAK intensiv an der von der Stadt ausgerufenen Klimaneutralität bis 2030 arbeite. Die WOBAK erstelle in ihren Quartieren Blockheizkraftwerke, die neue Wohnungen und Bestandswohnungen gleichermaßen versorgen, derzeit in einem Quartier knapp 700 Wohneinheiten.

Energie innovativ zu gewinnen, war auch Thema des Beitrags von Jörg Zou, Stadtwerke Esslingen, der das „Klimaquartier – Neue Weststadt Esslingen“ vorstellte und insbesondere die geplante Gewinnung und Nutzung von Wasserstoff als zentralen Energieträger beleuchtet. Zou zeigte in seinem Vortrag exemplarisch auf, wie gerade auch im Quartier zukunftsgewandte und innovative Lösungen umgesetzt werden können, um deutliche CO2-Einsparungen zu erzielen. CO2 Einsparungen zu erreichen und diese ebenfalls zu monitoren, war auch Gegenstand des Vortrages von Gerda Peter, GWG München, die in ihrem Vortrag beschrieb, wie ihr Unternehmen diese Thematik angeht. Kern der Strategie ist es dabei ebenfalls, Quartierslösungen zu schaffen und, als zentralen Baustein, auch Fernwärmeanbindungen bei den Bestandsgebäuden zu ermöglichen. Dort, wo dies nicht umsetzbar ist, wird auf modernste Anlagentechnik zurückgegriffen. „Überragende Bedeutung hat der Ausbau der Fernwärmeversorgung und die Fernwärmeumstellung auf Geothermie; höhere Effizienzstandards bringen keinen weiteren Vorteil bei der Emissionseinsparung“ so Peter.

Ebenfalls aus München referierten bei dieser gemeinsamen Veranstaltung der beiden Regionalverbände aus Baden-Württemberg und Bayern die Vertreter der Isarwatt eG, einer gemeinsamen Genossenschaft von zwischenzeitlich 16 Wohnungsgenossenschaften aus Bayern. Die Isarwatt eG hat es sich dabei zum Ziel gesetzt, Energieerzeugung, Mobilitätsangebote und digitale Services in den eigenen Händen zu halten und ihre Mitglieder bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Heute unterstützt die Genossenschaft ihre Mitglieder bei der Konzeption und dem Betrieb unterschiedlicher Mobilitätskonzepte: vom Bikesharing bis zur Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Ganz im genossenschaftlichen Sinne geht es dabei darum, Kräfte zu bündeln und den BewohnerInnen ein attraktives Angebot zu machen und um zentrale Mobilitätsdienstleistungen in den eigenen Händen zu halten. Selbst zum Akteur zu werden, war und ist ebenfalls Ziel der FLÜWO eG sowie der Baugenossenschaft Kulmbach eG. Ina Hessenmöller sowie Vorstand Udo Petzoldt führten in ihren jeweiligen Beiträgen aus, wie das Inhousing von Messdienstleistungen gelingen kann und wie die damit einhergehenden technischen und rechtlichen Herausforderungen gemeistert werden können. Neben der Möglichkeit, ein Energieverbrauchsmonitoring aufzubauen, das dem Klimaschutz dient, spielt dabei aber auch die Datenhoheit bei der Entscheidung zum Aufbau eines Systems zur Selbstabrechnung eine gewichtige Rolle für die Zukunft, so die beiden Referenten in ihren Vorträgen.

Der „Klimagipfel der Wohnungswirtschaft“ soll künftig jährlich als gemeinsame Veranstaltung des vbw und des vdw Bayern stattfinden.