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Genossenschaftstag 2024

Etwa 80 Wohnungsgenossenschaften versammelten sich am 24. September in Baden-Baden zum Genossenschaftstag 2024. Die Tagung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Genossenschaft 2030 – Die Zukunft!“ und beschäftigte sich mit Zukunftsfragen, denen sich Genossenschaften angesichts vielfältiger Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft gegenübersehen.  

In seiner Begrüßung und Einführung in die Tagung thematisierte Marc Ullrich, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Genossenschaften und Vorstandsvorsitzender des Bauverein Breisgau eG, zunächst die vorgeschlagene Änderung des §27 des Genossenschaftsgesetzes, wonach auch Genossenschaften mit mehr als 20 Mitgliedern in der Satzung vorsehen können, dass der Vorstand an Weisungen der Generalversammlung gebunden ist. Der Vorschlag, der sich derzeit im Gesetzgebungsverfahrens befindet, wird vom vbw ebenso wie vom GdW entschieden abgelehnt.

Im Anschluss daran sprach Prof. Dr. Torsten Bölting von der InWIS Forschung & Beratung GmbH über die großen Herausforderungen, die derzeit den Wohnungsmarkt und Genossenschaften prägen. Bölting analysierte tiefgehend die zunehmenden Spannungen zwischen steigenden Baukosten, dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Sein Beitrag fokussierte sich dabei auf die Frage, wie Genossenschaften in diesem komplexen Umfeld zukunftsfähig bleiben können. Er stellte mögliche Lösungsansätze vor und regte die Teilnehmer dazu an, darüber nachzudenken, welche strategischen Weichenstellungen notwendig sind, um auch in Zukunft bezahlbaren und sozialen Wohnraum anzubieten.

Im Anschluss übernahm Prof. Dr. Markus Mändle von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen die Bühne und leitete in die bevorstehenden Workshops ein. In seinem Vortrag „Wohnungsgenossenschaften in Zeiten grundlegender Veränderungen“ stellte Mändle nicht nur aktuelle Herausforderungen vor, sondern skizzierte auch die wesentlichen Fragestellungen, die im Rahmen der nachfolgenden Workshops vertieft diskutiert werden sollten. Insbesondere thematisierte Mändle, der auch Mitglied des Beirats der Arbeitsgemeinschaft Genossenschaften ist, die Unterschiede zwischen dem „Member Value“ und einem „Public Value“, also dem sozialen Nutzen durch genossenschaftliches Handeln, der entweder ergänzend zur Mitgliederförderung, also gemeinwohlwirkend, oder zielgerichtet, gemeinwohlorientiert, entstehen und wirken kann. Mit seiner Analyse bereitete er den Boden für aktive Diskussionsrunden, in denen die Teilnehmer konkrete Ideen entwickeln konnten, um Genossenschaften auf die Zukunft vorzubereiten. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie Genossenschaften in einem sich verändernden Marktumfeld ihre gemeinwohlorientierten Werte bewahren und gleichzeitig innovativ auf neue Herausforderungen reagieren können.

Der weitere Verlauf der Tagung bot den Teilnehmern in drei parallel verlaufenden Workshops die Möglichkeit, zentrale Zukunftsthemen der Genossenschaften zu vertiefen. Der Workshop Selbstverständnis von Wohnungsgenossenschaften, geleitet von Marc Ullrich (Bauverein Breisgau eG), befasste sich mit der Frage, wie Genossenschaften in der modernen Gesellschaft ihre Identität bewahren und weiterentwickeln können. Im Workshop Gemeinwohlorientierung in Genossenschaften, geleitet von Martin Radke (Familienheim Bruchsal Baugenossenschaft eG), wurde intensiv darüber diskutiert, wie Genossenschaften angesichts regulatorischen Drucks ihre Eigenständigkeit bewahren können und als selbstbewusste wirtschaftliche Akteure im Markt auch in Zukunft auftreten können.  Im Workshop Partizipation und Demokratie in Genossenschaften, geleitet von Karin Autenrieth (Bau- und Heimstättenverein Stuttgart eG), wurde die Frage erörtert, welche Möglichkeiten Genossenschaften haben, eine demokratische und mitgliederorientierte Entscheidungsfindung sicherstellen zu können.

Am Schluss wurden die Erkenntnisse der einzelnen Workshops zusammengefasst. Der Tag endete mit einer Abendveranstaltung im Gasthaus Geroldsauer Mühle in Baden-Baden. Bei einem gemeinsamen Essen bot sich den Teilnehmern die Möglichkeit, die Diskussionen des Tages in entspannter Atmosphäre weiterzuführen und neue Kontakte zu knüpfen.