Klimagipfel der Wohnungswirtschaft in Konstanz
Klimagipfel in Konstanz: Vom Klimawandel bis zur Wärmepumpe
Rund 270 Teilnehmer begrüßte Peter Bresinski, Präsident des vbw, beim Klimagipfel der süddeutschen Wohnungswirtschaft in Konstanz. Packende Vorträge kennzeichneten diesen wichtigen Branchentreff: vom Blick auf den Klimawandel bis zur Nutzung von Wärmepumpen und Mieterstrom. Schnell war zu verstehen: es muss viel getan werden. Die Politik hat dafür Rahmenbedingungen gesetzt – wenn auch nicht immer die sinnvollsten – außerdem ging es um die Umsetzung in den Wohnungsunternehmen und um einzelne Techniken.
Der Klimafolgenforscher Prof. Dr. Udo Engelhardt wies in seinem Vortrag eindringlich darauf hin, dass viele Kipppunkte bereits überschritten seien. Es müsse schnell, umfassend und intensiv gehandelt werden, damit die Klimafolgen für den Menschen nicht katastrophal und unbezahlbar würden. „Emissionen runter – Ökosysteme rauf“, formulierte er kurz gefasst eine mögliche Erfolgsformel.
Was von Seiten der Energie- und Klimapolitik bereits vorgegeben wird, fasste Dr. Ingrid Vogler, Leiterin des Referats Energie & Technik beim GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, zusammen. Die Klimaneutralität und der europäische CO2-Preis sind gesetzte Vorgaben. Der neu aufgestellte Bundestag müsse sich schnellstmöglich mit der Wärmelieferverordnung, der Preisregulierung für Fernwärme sowie der Gebäuderichtlinie befassen. Sie müsse denen zuhören, die die Investitionen tätigen. „Statt des Effizienzpfades sollte sie sich bei den Maßnahmen auf die Reduktion der CO2-Emissionen konzentrieren“, so Vogler. „Das bedeutet die emissionsfreie Wärmeversorgung voranzutreiben bei einer gleichzeitig maßvollen Sanierung“, erklärte sie.
Für die Priorisierung der emissionsfreien Wärmeversorgungen und gleichzeitig maßvollen Sanierungen spricht sich auch die Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudebestand aus, der Prof. Elisabeth Endres von der TU Braunschweig angehört. Der Blick müsse sich insbesondere auch auf die graue Energie richten, ergänzte sie in ihrem Vortrag und betonte die Bedeutung der Förderung des Bestandserhalts sowie der Kreislaufwirtschaft. Eine wesentliche Erkenntnis ihrer Forschung zeigt, dass in bestehenden Wohngebäuden unabhängig vom Baujahr auch ohne Sanierungsmaßnahmen der Einbau von Wärmepumpen möglich ist. „Das Interesse an unseren Themen und unserem Manifest ist in der Politik vorhanden. Nun braucht es noch den Mut zur Veränderung“, betonte sie optimistisch.
Dr. Marek Miara vom Fraunhofer ISE stellte fest, dass Wärmepumpen wichtig auf dem Weg zu einer emissionsfreien Wärmeversorgung sind. Viel Desinformation ranke sich um diese Technologie. Wärmepumpen würden jedoch in ausreichender Zahl produziert, seien auch für Bestandsgebäude geeignet und können auch mit Heizkörpern die Wohnräume erwärmen. „Aus technischer Sicht gibt es kaum Gründe, Wärmepumpen in Bestandsgebäuden nicht zu installieren“, sagte er und verwies auf eine Vielzahl an Feldtests und Anlagenvermessungen – auch bei Mehrfamilienhäusern. „Es gibt nicht die eine Lösung für alle Gegebenheiten, aber die Lösungen sind an unterschiedliche Anforderungen anpassbar“, so Miara.
Felix Lüter, Geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen 2050, berichtete über Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen auf ihren Klimapfaden. Er machte deutlich, dass die Unternehmen mit dem Fokus auf die Defossilisierung des Bestandes künftig mit dem ökonomisch minimierten Ansatz eine breitere Durchdringung des Portfolios erreichen. Anhand der Strategien dreier Unternehmen stellte er technische Lösungsansätze sowie Finanzierungsvarianten vor. „Die Zielerreichung der Klimaneutralität hängt bei der Wärmeversorgung über Wärmenetze von der Transformation im Energiesektor ab ebenso wie die Kosten“, warnte er.
Die Baugenossenschaft Esslingen eG sowie die Bau- und Wohnungsgenossenschaft Verein für Wohnungskultur e.G. aus München stellten unter der Moderation der Referenten Robert Bechtloff vom vbw und Sören Gruhl vom VdW Bayern ihre Klimapfade vor. Sie gingen auf die unterschiedlichen Ausgangslagen, Förderungen, Finanzierungs- und Technikfragen ein. „Klimapfade sind etwas sehr individuelles und können zu unterschiedlichen Wegen und Umsetzungen führen“, fasste Bechtloff die Ausführungen zusammen. Wichtig sei es, den Klimapfad in die Unternehmensplanung zu integrieren.
„Wir stehen nicht mehr am Anfang, sondern sind als Branche auf einem guten Weg“, so das Fazit der Teilnehmer. Der Termin für den Klimagipfel 2026 steht schon fest. Er findet am 26./27. Februar 2026 wiederum in Konstanz statt.
Einen kleinen filmischer Rückblick finden Sie auf dem vbw-YouTubekanal
Nachgefragt:
- Ein Kurzinterview mit Dr. Ingrid Vogler finden Sie hier
- Ein Kurzinterview mit Prof. Elisabeth Endres finden Sie hier