Leistungen der Wohnungsbaugenossenschaften im internationalen Vergleich
„Bezahlbares, gutes Wohnen in funktionierenden Nachbarschaften“
Wer Wohnraum sucht, sollte den Blick gezielt auch auf das Angebot von Wohnungsbaugenossenschaften richten, ganz gleich in welchem Land. Denn seit über 130 Jahren bieten Wohnungsbaugenossenschaften ihren Mitgliedern in Deutschland, aber auch international, bezahlbare Wohnqualität, Gemeinschaft und Integration. Sie sorgen sich um die Quartiere, um Infrastruktur und Nachbarschaften. Das hat auch der Genossenschaftstag des vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen gezeigt. Eine Veranstaltung, die im Rahmen des durch die Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahres der Genossenschaften 2025 in Heidelberg stattfand.
Genossenschaften sind weit verbreitet. Weltweit gibt es rund 3 Millionen genossenschaftliche Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern. In Deutschland existieren über 2.000 Wohnungsbaugenossenschaften mit mehr als zwei Millionen Wohnungen, davon 166 Unternehmen in Baden-Württemberg. Auf ihren regionalen Wohnungsmärkten bieten sie über 300.000 Menschen ein sicheres Zuhause. Sie stehen für eine nachhaltige und soziale Wohnraumversorgung, da sie nicht gewinnorientiert arbeiten, Einnahmen reinvestieren und ihre Mitglieder in Entscheidungen einbinden.
Die Vielfalt an Genossenschaftsformen ist groß und sieht weltweit unterschiedlich aus. „Aber von der Vermietungsgenossenschaft bis zur eigentumsorientierten Genossenschaft vereinen sie alle die Gedanken von Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Solidarität“, betonte Guido Schwarzendahl, Vorstand der Bauverein Halle & Leuna eG und Präsident des Weltverbandes der Wohnungsgenossenschaften Cooperative Housing International (CHI). Die CHI fördert die Entwicklung des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in allen Ländern, insbesondere auch in den Entwicklungsländern. „Der Zweck jeder Genossenschaft ist die Förderung der Mitglieder. Bei Wohnungsbaugenossenschaften liegt dieser in einer guten und leistbaren Wohnraumversorgung“, erklärte er und beschrieb beispielsweise die genossenschaftlichen Modelle in Norwegen, Italien, den USA und Dänemark. „Eines der Erfolgsgeheimnisse der Genossenschaften liegt darin begründet, dass sie nicht für einen anonymen Markt, sondern direkt für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder arbeiten. Daraus resultiert das gute Angebot der Wohnungsbaugenossenschaften“, ist Schwarzendahl überzeugt.
Die Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz betonten beim vbw-Genossenschaftstag die Bedeutung der Wohnungsbaugenossenschaften für die Menschen und den Markt. So bieten Wohnungsbaugenossenschaften neben fairen Mieten auch Wohnqualität, Mitbestimmungsmöglichkeiten, Schutz vor Spekulationen und Sicherheit. Sie wirken preisdämpfend auf den Mietmarkt und sie handeln langfristig und nachhaltig, also auch im Sinne kommender Generationen. Auf die ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen reagieren sie mit innovativen Projekten wie Holzgebäuden, Mieterstrom und neuen Wohnformen. Allerdings stehen die Unternehmen in den drei deutschsprachigen Nachbarländern auch vor ähnlichen Herausforderungen, beispielsweise beim Wohnungsneubau: Es mangelt an Baulandreserven und bezahlbarem Bauland, die Baukosten sind hoch, die Wohnbauförderung nicht ausreichend. Die Verbände der Wohnungswirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz suchen länderübergreifend dafür nach Lösungen, beispielsweise durch ein Vorkaufsrecht von Bauland für Gemeinden, Wohnraumfonds und schnellere Verfahren.
„Der internationale Austausch hat uns wichtige Impulse für die Arbeit in den Wohnungsgenossenschaften und in den Verbänden gegeben. Er hat uns aber auch gezeigt, dass der Neubau von Wohnungen in Deutschland einfacher, schneller und günstiger gehen muss. Für die Menschen bieten Wohnungsgenossenschaften Sicherheit und Stabilität. Um auch weiter Garant für bezahlbares Wohnen zu sein, brauchen wir Rahmenbedingungen, die dies ermöglicht“, so Marc Ullrich, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Genossenschaften im vbw.
Bild: Marc Ullrich, Vorsitzender des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft der Genossenschaften im vbw und Vorstand der Bauverein Breisgau eG, spricht beim Genossenschaftstag in Heidelberg.