Zum Hauptinhalt springen

Sie haben als Mitglied noch keine Zugangsdaten für den Mitgliederbereich?

Dann registrieren Sie sich hier.

Registrieren

0711 16345-0

info@vbw-online.de

 

Anschrift

Herdweg 52/54
70174 Stuttgart
 

Öffnungszeiten

Montag - Freitag
8:30 - 12:00 Uhr

Montag - Donnerstag
13:00 - 17:00 Uhr

 

Zu den Ansprechpartnern

vbw: Weniger Wohnungsbau im bezahlbaren Segment - hohe Baustoffpreise stoppen Bauprojekte

„Wir rechnen im bezahlbaren Wohnungsbau mittelfristig mit rückläufigen Fertigstellungszahlen, wenn die Rahmenbedingungen so bleiben. Durch die ambitionierten Klimaschutzgesetze wird die Situation noch verschärft“, sagte Dr. Iris Beuerle, Verbandsdirektorin des vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes. „Wohlgemerkt geht es um das bezahlbare Bauen und Wohnen“. Beuerle spricht für die gemeinwohlorientierten Wohnungsunternehmen im Land – das sind vorwiegend Genossenschaften sowie kommunale und kreisgebundene Wohnungsunternehmen, die sich für nachhaltiges und dauerhaft bezahlbares Wohnen engagieren und dazu jetzt auch einen Wertekatalog erstellt haben.

Projekte entfallen oder verzögern sich aufgrund der gestiegenen Baustoffkosten

Eine Umfrage bei den vbw-Mitgliedern hat ergeben, dass Projekte zurückgestellt werden müssen, weil durch die Kostenexplosion bei den Baustoffen Bauprojekte für die gemeinwohlorientierten Wohnungsunternehmen nicht mehr wirtschaftlich darstellbar sind. Betroffen sind derzeit mehr als 3.000 Wohnungen. Die Preise zeigen gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 10 bis 30 Prozent. Insbesondere Holz und Dämmstoffe sind rar und teuer. Verteuert haben sich aber auch die Handwerkerleistung über alle Gewerke, insbesondere bei den Zimmerern, beim Außenputz und bei Elektro. „Wer leistbare Mieten bieten will, kann nicht zu hohen Kosten bauen“, hob die Verbandsdirektorin hervor.

„Für alle Menschen, die bezahlbaren Wohnraum suchen, ist das eine schlechte Entwicklung“, sagte Beuerle. Die 2017 vom Prognos-Institut ermittelte Wohnungsbaulücke von 88.000 Wohnungen im Land ist noch keineswegs geschlossen – insbesondere nicht beim bezahlbaren Wohnraum. „Trotz hoher Investitionen“, sagte Beuerle.

Die 266 Mitgliedsunternehmen im vbw haben im Jahr 2020 insgesamt wieder viele Wohnungen fertiggestellt. Insgesamt 4.025 Wohnungen konnten sie errichten. Das sind zwar 155 Fertigstellungen weniger als im Jahr 2019, aber leichte Schwankungen durch Überhänge gibt es immer wieder. In den Neubau haben sie den Rekordbetrag von 1,3 Milliarden Euro investiert, mehr als je zuvor. Das hat einen Grund: steigende Baukosten.

Baukosten steigen auf knapp 3.800 Euro/m²

Innerhalb von drei Jahren verzeichneten die Wohnungsunternehmen einen Kostenanstieg bei den Baukosten um mehr als 420 Euro pro Quadratmeter Wohnraum. „Die Verteuerung zieht sich durch alle Kostengruppen. Wir liegen derzeit bei durchschnittlichen Gesamtkosten von rund 3.800 Euro pro Quadratmeter ohne Baugrund“, so die Verbandsdirektorin. Das sei der Durchschnitt. Kosten von deutlich über 4.000 Euro pro Quadratmeter Wohnraum meldeten Unternehmen aus Ulm, Stuttgart sowie der Region Stuttgart und Mannheim.

vbw fordert Anpassung der Förderung im Programm „Wohnungsbau BW“

Die Verbandsdirektorin forderte daher eine Anhebung der förderfähigen Kosten im Förderprogramm „Wohnungsbau BW“. Derzeit liegen diese bei 3.500 Euro pro Quadratmeter Wohnraum. „Das reicht nicht mehr aus“, so Beuerle mit Hinweis auf die genannten Umfragezahlen. „Wir sind mit dem Ministerium schon im Austausch“. Das Programm muss unbedingt verstetigt und mit einem höheren Fördervolumen fortgeführt werden“, sagte Beuerle.  

Die Mitgliedsunternehmen stehen für bezahlbares Wohnen. Das zeige sich an einer durchschnittlichen Kaltmiete von 6,84 Euro pro Quadratmeter Wohnraum, die die Unternehmen in Baden-Württemberg derzeit verlangen. „Doch nur wer tragende Einnahmen verbuchen kann, kann in die Qualität des Wohnungsbestandes, in demografische und klimaschutzfreundliche Verbesserungen, in den Neubau, die Quartiere, die Digitalisierung und in die Klimaneutralität investieren“, so Beuerle.

2,07 Milliarden Euro in Wohnraum investiert

Insgesamt hat die Wohnungswirtschaft im vergangenen Jahr mehr als 2,07 Milliarden Euro in den Neubau sowie die Modernisierung und Sanierung von Wohnungen investiert und damit 55 Millionen Euro mehr Mittel ausgegeben als noch im Jahr 2019. „Die vbw-Mitglieder investieren im Sinne der Mieterinnen und Mieter Jahr für Jahr hohe Beträge in ihre bestehenden und neuen Gebäude“, so Beuerle. 418 Millionen Euro flossen in die Instandhaltung, 304 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Gebäude. Den höchsten Betrag mit 1,35 Milliarden investierten die Unternehmen aber in den Neubau. Damit sind die Wohnungsunternehmen wichtige Auftraggeber für das regionale Handwerk.

Wertekatalog neu erstellt – Wohnungswirtschaft steht für nachhaltiges und dauerhaft bezahlbares Wohnen 

Die genossenschaftlichen, kommunalen und öffentlichen, kirchlichen und privaten Wohnungsunternehmen im vbw bewirtschaften rund 460.000 Wohnungen – langfristig und nachhaltig. Bei ihnen steht nicht die maximale Gewinnerzielung, sondern der Mensch im Mittelpunkt. In einem Wertekatalog haben die 266 gemeinwohlorientierten Unternehmen im vbw zusammengefasst, welche Leistungen, sie für die Menschen in Baden-Württemberg erbringen. Dabei haben sie acht Kernpunkte ausgemacht. Sie stehen für

-           dauerhaft faire und bezahlbare Mieten

-           zeitgemäße Wohnqualität

-           eine aktive Umsetzung der Klimaschutzziele

-           den Bau von öffentlich geförderten Wohnungen

-           Offenheit für alle

-           gutes Wohnen im Alter

-           Engagement für lebenswerte Quartiere

-           sicheres Wohnen, das heißt die Bewohner brauchen keine Angst vor Eigen-
           bedarfskündigungen oder Kostenexplosion durch Wohnraumspekulation haben.

 

vbw fordert von der Politik: Bogen nicht überspannen

„Die Politik überfordert die Investitionsfähigkeit der wohnungswirtschaftlichen Branche. Mit gesetzlichen Anforderungen aus der Bundes- und Landespolitik wird der Bogen des gleichzeitig Leistbaren für Wohnungsunternehmen überspannt“, sagte der Verbandsvorsitzende des vbw, Peter Bresinski. Er benannte einige zentrale politische Forderungen: „Wir sollen unseren Wohnungsbestand in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2040 klimaneutral gestalten und gleichzeitig bezahlbaren Wohnungsneubau bei steigenden Bauland- und Baukosten betreiben sowie die Mieten bezahlbar halten. Das allein sind drei Megaaufgaben“, so Bresinski.

Die deutsche Politik hat jüngst die ambitionierten Klimaschutzziele der EU nochmals verschärft. Während die EU bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität einfordert, sind Bund und Land in einen Überbietungswettkampf getreten. Der Bund fordert nun Klimaneutralität bis 2045 und das Land Baden-Württemberg bis 2040. „Uns fehlen damit im Vergleich zu anderen Ländern zehn Jahre der Finanzierung für diese Maßnahmen“, so Bresinski. „Wir müssen diese Leistungen finanziell und personell binnen 19 statt 29 Jahren stemmen. Das macht einen großen Unterschied“.

Klimaneutralität für Wohnungen werde nur mit erheblichem finanziellen Aufwand möglich und umsetzbar sein. Bund und Land dürften nicht nur fordern, sondern müssten auch fördern. Mit dem Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 des Bundes, das bis 2025 insgesamt 5,5 Milliarden Euro für den Gebäudebereich vorsieht, wäre ein erster Schritt getan. Wenn denn die neue Bundesregierung dieses Sofortprogramm übernimmt.

Zu den Rahmenbedingungen müssen zudem optimierte und nicht überhöhte Effizienzvorgaben für die Gebäude, Erleichterungen und Anreize bei der grünen Energieerzeugung vor Ort, eine hohe Technologieoffenheit und der Quartiersbezug zählen, damit die Vermieter in die Lage versetzt werden, ihre Wohnungsbestände in so kurzer Zeit klimaneutral zu machen.

Engpässe für die Umsetzung der Klimaziele sieht Bresinski auch bei den Handwerkerkapazitäten und im Fachkräftemangel auf die Branche zukommen. „Es ist heute schon schwierig, spezialisierte Handwerker für die Bau- und Modernisierungsprojekte sowie gute Fachkräfte rund um die Immobilienbranche zu finden“, so der Verbandsvorsitzende. Hier braucht es gute Ideen, um bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften – insbesondere im Handwerk - schnell den jetzt schon herrschenden Mangel zu beheben.  

Das ist auch für den Wohnungsneubau wichtig. Der Neubau braucht weiterhin Schub. Doch es fehlen die Flächen, hohe Baukosten machen das Bauen im bezahlbaren Mietsegment unwirtschaftlich und investorenfeindliche Vorschriften sorgen zusätzlich für eine Bremse. „Ständig neue Regulierungen rund um das Mietrecht tragen keineswegs dazu bei, den Mietwohnungsmarkt für Investoren attraktiv zu machen“, sagte der Verbandsvorsitzende. Mietpreisbremsen, Kappungsgrenzen seien schon Realität, Diskussionen um bundesweite Mietendeckel oder einen Mietenstopp verunsicherten jeden Vermieter. All diese Maßnahmen träfen nicht nur schwarze Schafe, sondern die ganze Branche. „Sie machen jede langfristige Finanzplanung unmöglich“, so Bresinski.

Jüngstes Beispiel bietet die CO2-Steuer. Der Bund hatte geplant und auch schon beschlossen, die CO2-Steuer auf Heizwärme und Warmwasser für jede Wohnung auf Vermieter und Mieter hälftig aufzuteilen. Für die Investitions- und Finanzplanung der Wohnungsunternehmen wäre dies ein massiver Einschnitt gewesen. „Wir begrüßen, dass die Regierungskoalition nun anders entschieden hat“, sagte Bresinski. Der Vermieter habe keinerlei Einfluss auf das Heizverhalten und den Warmwasserverbrauch, hätte aber finanziell an den Kosten des Mieters beteiligt werden sollen. „Das wäre nicht richtig und eine Verschiebung des bisherigen Rechtssystems“, befindet der Verbandsvorsitzende. Sowieso müssten sich die Vermieter durch das Ziel der vorgeschriebenen Klimaneutralität in den kommenden Jahren intensiv um die Energieeffizienz ihrer Gebäude kümmern.

Ehrlichkeit rund um die Finanzierung

„Sollen die Klimaschutzziele erreicht und die Bezahlbarkeit des Wohnens erhalten bleiben, müssen sich Bundes- und Landesregierung kluge Förderkonzepte einfallen lassen und einseitige Belastungen der Vermieter künftig vermeiden“, betonte Bresinski. Die Gesellschaft muss den Preis für einen hohen Klimaschutz und wichtige ökologische Standards gemeinsam tragen“, so der Verbandsvorsitzende. „Umwelt- und Klimaschutz kosten Geld. Die Politik muss sich hier ehrlich machen, dass eine Klimaneutralität ohne den Beitrag der Bürger als wohnende und steuerzahlende Menschen nicht umsetzbar ist“, erklärte Bresinski. „Wer ambitionierte Klimaziele rund um den Gebäudesektor ausgibt, belastet die Bürger als Mieter, Wohneigentümer und Steuerzahler. Anders wird es nicht gehen“, so der Verbandsvorsitzende. Denn auch Vermieter – gleich ob beispielsweise Privatpersonen oder Wohnungsunternehmen – hätten eine finanzielle Belastungsgrenze. Sie bemesse sich am Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben, die verlässlich sein müssen.

„Wir fordern die Landesregierung auf, die anstehenden hohen finanziellen Belastungen für die Wohnungswirtschaft zu bedenken, wenn sie wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ein Wohnungsaufsichtsgesetz für Baden-Württemberg zum Schutz der Mieter festschreibt“, sagte er. „Es braucht eine finanzielle und soziale Folgenabschätzung bei allen künftigen Maßnahmen der Landesregierung. Der Blick auf immer mehr Klimaschutz allein reicht nicht aus.“

Im Namen der gemeinwohlorientierten Wohnungsunternehmen fasste er die Forderungen an die Landespolitik zusammen:

•           gut gestaltete Förderprogramme für die Umsetzung eines klimaneutralen
Wohnungsbestandes

•           einen technologieoffenen regulatorischen Rahmen zur Erreichung der
Klimaziele. Starre Festlegungen auf eine Technik oder Technologie verhindern Innovationsspielräume

•           den Zugriff auf bezahlbare Grundstücke für die gemeinwohlorientierte
Wohnungswirtschaft

•           Unterstützung der Kommunen bei der Baulandgewinnung sowie dem Einsatz von Konzeptvergaben

•           ein ausreichend gestaltetes, stetiges Landeswohnraumförderprogramm mit erhöhten förderfähigen Baukosten von mindestens 3.800 Euro pro Quadratmeter Wohnraum

•           die Einführung von Typenbaugenehmigungen zur Beschleunigung des
Wohnungsbaus

•           höhere Kapazitäten und mehr Digitalisierung bei den Bauämtern,
um Bauverfahren zu beschleunigen

•           eine Absenkung der Grunderwerbsteuer

•           auf weitere mietregulatorische Eingriffe zulasten des Vermieters
           zu verzichten

 

Im vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. sind 266 Wohnungs- und Immobilienunternehmen organisiert. Zwei Drittel der Unternehmen tragen die Rechtsform der Genossenschaft, ein Drittel zählt zu den Unternehmen der Gebietskörperschaften und Sozialverbände. Sie bewirtschaften rund 460.000 Wohnungen und investieren jährlich insgesamt mehr als 2 Milliarden Euro in die Instandhaltung und Modernisierung ihres Wohnungsbestandes sowie in den Wohnungsneubau. Sie geben rund einer Million Menschen in Baden-Württemberg ein Zuhause. Etwa jeder elfte Einwohner im Land wohnt in einer Wohnung, die von einem Mitgliedsunternehmen errichtet, vermietet oder verwaltet wird.