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22. Immobilienkongress der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

Hochkaräter aus der Branche waren am 11.11.22 in Geislingen an der HfWU zu Gast. Mit dem Hinweis, „ihre Themen sind unsere Themen“ machte HfWU-Rektor Professor Dr. Andreas Frey deutlich, dass die Herausforderungen der Branche bei Nachhaltigkeit, Innovation und Klimaneutralität auch Gegenstand der Forschung und Lehre an der Hochschule sind.

Diese Themenverwandtschaft zwischen Praxis und Wissenschaft machte den Immobilienkongress zu einem Pflichttermin für die Hauptrednerin: Nicole Razavi MdL betonte mehrfach, dass das Themenspektrum der Hochschule, „meiner Hochschule“, deckungsgleich zum Profil ihres Ministeriums sei. Ein würdiges Dach über dem Kopf sei, so die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen des Landes Baden-Württemberg, die soziale Frage unserer Zeit und entscheide über den sozialen Frieden. Diese Botschaft fand sich unterschiedlich formuliert in allen Beiträgen der nachfolgenden Redner. Dass Wohnraum einerseits knapp und teuer ist, künftig aber bezahlbar und klimaneutral sein muss, gleicht für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft der Quadratur des Kreises. Ministerin Razavi geht das Thema an mit Förderprogrammen und Leuchtturmprojekten auf Landesebene und in enger Partnerschaft mit dem Bund, von dem die Ministerin im Schulterschluss mit den anderen Bundesländern eine verlässliche Förderung des Wohnungsbaus fordert. Doch der Staat allein kann es nicht richten. Razavi geht es deshalb auch darum, Investitionen zu mobilisieren. Der freie Markt mache den Großteil der Investitionen in der Wohnwirtschaft aus und falle derzeit nahezu weg, so die Ministerin.

Als „einmalige Zeiten“ beschrieb auch der ehemalige Esslinger Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger die Lage auf dem Bausektor. Mit wissenschaftlicher Akribie zeigte er auf, dass nahezu alles was derzeit im Bereich erneuerbarer Energien und klimaneutralem Bauen passiert nicht ausreicht, um den Klimawandel zu bremsen. Der fossile Ausstieg ist für ihn entscheidend, der wiederum damit verbunden ist, Unmengen an Strom aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Bis 2045, dem Zieldatum zur Klimaneutralität, wird sich der Strombedarf verfünffachen. Schon heute müssten deshalb jährlich 10 Gigawatt aus Windenergie erzeugt werden. Tatsächlich liegt die jährliche Ausbeute derzeit bei einem Gigawatt. „Wir müssen in die Breite kommen“, fordert Zieger, der das geforderte Tempo eher bei zusätzlichen gesetzlichen Regelungen sieht. Davon weniger, aber mehr Sanierung und mehr Effizienz in der Gebäudetechnik, ist seine Hoffnung. Ohne mehr staatliche Förderung gehe das alles nicht, so Zieger, der keinen Sinn in teureren Dämmmaßnahmen sieht, die zu wenig Effizienz versprechen.  

Auch Dr. Martin Handschuh, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens eco2nomy gibt der Technik den Vorzug vor der Hülle: Mit umfassenden Daten weist er gerade für große Wohnungsbestände nach, dass sich Investitionen in die Technik am ehesten rechnen. Die Frage nach der Bezahlbarkeit sei für die Wohnungswirtschaft zentral, da der Nutzen für die Mieter gering sei: „Die Wohnungswirtschaft bekommt die Investitionskosten kaum auf die Mieter umgelegt“. Die größten Probleme sieht Handschuh in den Gebäudebeständen aus den 80er und 90er Jahren. Hier sei der Sanierungsstau am größten.

Nicht genug damit, sieht Robin Lais, HfWU-Absolvent und Berater bei Price Waterhouse Coopers, auch bürokratisches Ungemach auf die Wohnungswirtschaft zu kommen. Der EU-Experte mahnt „die EU-Regulatorik erschlägt uns“. Neue Standards aus Brüssel, wenn es um die Nachhaltigkeitsberichtserstattung geht, seien noch zu wenig in der Branche bekannt. Viele Unternehmen seien davon betroffen, wüssten es aber nicht, so Lais. Auch für die Wohnungswirtschaft gelte das Credo, dass deren Geschäftsmodelle den EU-Klimazielen entsprechen müssten und darüber entsprechend berichtet werden muss.