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Fachkongress der Initiative Wohnen.2050

„Kein Zuckerguss – wir brauchen Schwarzbrot!“

Beim 4. Fachkongress der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) in Darmstadt diskutierten Experten aus Politik, Energie- und Wohnungswirtschaft Lösungsvorschläge zur Finanzierbarkeit der Klimaneutralität im sozialen Wohnungsbau. Fazit: Damit Wohnen, Modernisieren und Bauen auch zukünftig bezahlbar bleiben, bedarf es vieler Stellschrauben und eines stetigen intensiven Austausches aller Beteiligten.

„Wir haben nur noch 20 Jahre, um die geforderten Klimaziele im Bestand und Betrieb unserer über 2,1 Millionen Wohneinheiten zu erreichen“, mahnte Felix Lüter, geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050), gleich zu Beginn des zweitägigen 4. Fachkongresses für die mittlerweile 227 IW.2050-Partner und Interessenten der Branche. Welche Brisanz das Thema „Klimaneutralität wird Ordnungsrecht“ hat, belegte nicht nur die stattliche Zahl von über 300 Teilnehmenden. Auch aus den drei für die Wohnungswirtschaft so relevanten Bundesministerien Wirtschaft, Finanzen und Bauen/Wohnen waren führende Vertreter zum Dialog angereist. Über 20 renommierte Fachleute aus der wohnungswirtschaftlichen Praxis, Forschung und Lehre trugen interdisziplinär mit Expertise und Know-how zum Gelingen der Veranstaltung bei.

Standards senken

Warum „niedrige Investitionen in die Klimaneutralität einen hohen Verlust für die eigenen Immobilien“ bedeuten, erläuterte Prof. Dr. Sven Bienert, Universität Regensburg, gleich zu Beginn seiner Keynote. Er forderte eindringlich, fossile Energieträger schnellstmöglich zu ersetzen. Eine Modernisierung über den EH70-Standard hinaus sei ökonomisch und ökologisch sinnlos. Kritik übte Bienert an den von der Politik reduzierten KfW-Fördermitteln: Standen 2021 noch 41 Milliarden Euro zur Verfügung, so seien es 2024 nur noch 17 Milliarden. Mehr Geld sei erforderlich.

Axel Gedaschko, GdW-Präsident und Vorstandsvorsitzender der IW.2050, machte –per Video zugeschaltet – den Anwesenden Mut: „Die bisherigen Anstrengungen haben sich gelohnt!“ Mit nur einem Prozent habe die Wohnungswirtschaft das Klimaziel im letzten Jahr nur minimal verfehlt. Es sei also zu schaffen, allerdings stelle sich nach wie vor die Frage: „Reicht das Geld für das Erreichen der Klimaneutralität in Deutschland?“ Die derzeitige Sanierungsquote liege bei 0,72 Prozent. Um die Klimavorgaben zu realisieren, müsse diese jedoch auf mindestens zwei Prozent steigen. Eine solche Verdreifachung sei dann jedoch auch in der Förderung dringend vonnöten.

Gedaschko sieht hier die Politik gefordert, hinterfragte aber kritisch: „Kann der Staat diese Summen dauerhaft überhaupt finanzieren?“ Kritik übte er an der aktuellen Förderpolitik des Bundes. Diese sei ungerecht zwischen Eigennutzern und Mietern verteilt und stelle möglicherweise sogar einen Verfassungsverstoß dar, was der GdW derzeit prüfe. Um die Belange der sozialen Wohnungswirtschaft gäbe es derzeit zwar eine politische Diskussion – allerdings sei „kein Handeln erkennbar“.

Er kritisierte auch die vehementen Einschränkungen für die Branche durch das bestehende Mietrecht sowie intransparente Abrechnungsmodelle der Energieanbieter. Letztere bedürften dringend einer staatlichen Aufsicht. Finanzielle Mehrbelastungen in der sozialen Wohnungswirtschaft müssten zudem durch Leistungen wie Wohn- und Klimageld ausgeglichen werden. Hierfür seien Kopplungen mit dem BGB erforderlich. Allein, um die Bestandsimmobilien des GdW auf Effizienzhaus-Standard 55 zu sanieren, wären 288 Milliarden Euro an Investitionen nötig. Eine aus seiner Sicht „unmögliche Summe“. Seine Forderung: „Wir brauchen keinen Zuckerguss, sondern Schwarzbrot! Bezahlbares Wohnen muss substanziell besser gefördert werden.“

Einfacher bauen

Annett Jura, Leiterin der Abteilung Wohnungswesen und Immobilienwirtschaft BMWSB, startete in ihrem „Politischen Impuls“ mit einem ebenfalls drängenden Thema – dem Neubau. Ziel müsse es sein, „ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“. Sie versprach daher: „Wir wollen bauen einfacher machen!“ Deshalb hat das BMWSB mit den Bündnispartnern bezahlbarer Wohnraum zahlreiche Maßnahmen vereinbart und bereits umgesetzt. Ganz konkret arbeite das BMWSB auch an einer Leitlinie und Prozessempfehlung, um Planer und Bauherren Hinweise für die Vereinbarung von kosten- und ressourcenreduziertem Bauen gemäß den Zielen des „Gebäudetyp E“ an die Hand zu geben. „Denn einfaches Bauen bedeutet weniger Ressourceneinsatz und damit auch Klimaschutz“, betonte Jura.

Vernetzung bringt Erfolg

Am Ende der Fachveranstaltung bestand Einigkeit unter den Akteuren. „Der Weg zur Klimaneutralität ist ein kreativer Austausch. Und das hat nichts mit der Unternehmensgröße zu tun“, schloss sich Michaela Meyer, Mitglied der Geschäftsleitung der Joseph-Stiftung Bamberg und stellvertretende Vorständin IW.2050, den Äußerungen ihres Kollegen Dr. Hain an. Sie lobte zudem den besonderen Charakter der aktiven Vernetzung innerhalb der IW.2050 und die Vorteile des Austauschs in Peergroups. Felix Lüter, geschäftsführender Vorstand IW.2050 erneuerte seinen Appell an die Branchenvertreter:innen, die umfangreichen und stetig wachsenden Angebote der IW.2050 intensiv zu nutzen. Ob in zahlreichen Webinaren oder im Fachaustausch, in der Anwendung der Werkzeuge zur Ermittlung von Klimapfad oder Klimarisiko, dem aktuellen Fachkongress – Erfolg und Spirit seien nur über den Austausch und eine starke Gemeinschaft zu erreichen. Hierfür sei Vernetzung und Kommunikation aller Akteure in der Branche erforderlich. „In Summe bringen uns viele kleine Puzzleteile weiter“, betonte Lüter.

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